Provinzarchiv der Schweizer Kapuziner

RISM Schweiz hat mit Einsiedeln, Disentis, Engelberg, Fischingen und dem Frauenkloster St. Andreas Sarnen die grössten und wichtigsten Musikbibliotheken der Benediktiner in der Schweiz in seiner Datenbank erfasst. Die Konzentration auf die Benediktiner-Klöster ist grundsätzlich richtig, da vor allem in diesem Orden die musikalische Praxis stets hoch gehalten wurde und zudem schon immer ein reger Austausch auf diesem Gebiet stattgefunden hat; auch über die Landesgrenzen hinaus. Daneben gibt es jedoch weitere Orden, die, wenn auch nicht im gleichen Ausmass, grosse und teilweise unbekannte musikalische Quellen in ihren Bibliotheken aufbewahren.

Dazu zählen u. a. die Kapuziner. Die noch bis ins 19. Jahrhundert herrschende Ablehnung der Kirchenmusik und damit auch der Orgel in den Gottesdiensten aus Gründen des Armutsideals, liessen keine lange Musiktradition innerhalb des Ordens zu. Dennoch brachte dieser in späterer Zeit hervorragende Komponisten hervor, die sich über die Klostermauern hinaus einen Namen machten. Zusätzlich wurden auch von dem Orden nahe stehenden Komponisten zahlreiche Werke eigens für die Gottesdienste in den Klöstern geschrieben. Der grösste Bestand an franziskanischen Quellen wird im Provinzarchiv der Schweizer Kapuziner aufbewahrt, welches innerhalb der Mauern des Klosters Wesemlin in Luzern beheimatet ist. Herzstück der Sammlung ist der Nachlass von P. Reinhard Peter (1913-1993), dessen Œuvre nicht nur liturgische, sondern darüber hinaus auch zahlreiche weltliche Werke von Kammermusik über Chor- und Sologesänge bis hin zu Bühnenmusiken aufweist, die er in seiner Funktion als Kapellmeister am Kollegium St. Fidelis Stans für die jährlichen Theateraufführungen komponierte. Weitere Einzelhandschriften – fast ausnahmslos Autographe, u. a. von A. Jenny und J. B. Hilber – und Nachlässe, z. B. von P. Ekkehard Högger (1920-1993) und P. Erich Eberle (1896-1978), ergänzen den umfangreichen Bestand.

Viele Quellen sind aufgrund von Klosteraufhebungen in den letzten Jahren ins Provinzarchiv überführt worden und werden nun von RISM Schweiz neu beurteilt, geordnet und katalogisiert. Die Dokumentation dieser Bestände ist umso wichtiger, weil die Kapuziner in der Schweiz einer unsicheren Zukunft entgegenblicken. RISM Schweiz kann damit einen grossen Beitrag zur Erhaltung von musikalischem Kulturgut in der Schweiz leisten. Das Projekt wird im Rahmen der Unterstützung durch den Schweizerischen Nationalfonds durchgeführt.

Kontakt: Cédric Güggi