Sinfonien von Dominik Stalder dank des Projekts «Disjecta membra» rekonstruiert
Wednesday, November 19, 2025
Nach dem Besuch des Collegium Helveticum in Mailand hatte der Luzerner Dominik Stalder (1725–1765) für einen Schweizer Komponisten seiner Zeit eine bemerkenswerte internationale Karriere, die ihn nach Mainz, London und Paris führte. In der französischen Hauptstadt veröffentlichte er mehrere Sinfoniesammlungen, die den Einfluss der Mailänder Meister erkennen lassen. Zwei Sammlungen seiner Sinfonien wurden nun dank des Projekts “Disjecta membra” virtuell rekonstruiert, indem die im Kloster Engelberg und die im Königlichen Konservatorium in Brüssel aufbewahrten Stimmen zusammengeführt wurden. Eine der beiden Sammlungen, die “Sei sinfonie”, galt bis zur kürzlichen Identifizierung der Brüsseler Teile als unvollständig.
Die Widmungen der beiden Sammlungen an Maria Fortunata d’Este, die Schwiegertochter seines Mäzens Louis François I. von Bourbon, Prinz von Conti, und an eine Hofdame von Marie Adélaide de Bourbon, spiegeln die Beziehungen Stalders zum höchsten Kreis der französischen Gesellschaft wider. Stilistisch zeigen seine Sinfonien die Früchte seiner Mailänder Ausbildung, schon allein in den Titeln: In den “Six sinfonies italienes” (sic) ist das Adjektiv und in den “Sei sinfonie” die Sprache des Titelblatts ein deutliches Zeichen dafür. Die Nähe zum Mailänder Stil ist so gross, dass eine Sinfonie (die dritte der „Sei sinfonie”) sogar Giovanni Battista Sammartini zugeschrieben wurde. Tatsächlich waren auch handschriftliche Kopien von fünf der „Sei sinfonie” im Umlauf: Die zweite, vierte, fünfte und sechste finden sich heute in Sarnen und die dritte in Schweden und Norwegen.
Bild: Dominique Vivant Denon, Portrait der Prinzessin de Conti (Maria Fortunata d’Este), © GrandPalaisRmn (Musée du Louvre) / Thierry Le Mage